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Die ÖBf-Vorstände Georg Schöppl (li.) und Andreas Gruber (re.) mit Braumeister Axel Kiesbye bei der Verkostung der Waldbier-Edition 2024 © ÖBf/Astrid Bartl

ÖBf

Waldbier-Edition 2024 im Zeichen des Schluchtwaldes

Ein Artikel von Martina Nöstler (für Forstverein Niederösterreich und Wien bearbeitet) | 11.09.2024 - 12:39
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Bei der Ernte der Lindenblüten im Schluchtwald im oberösterreichischen Steyrtal: Braumeister Axel Kiesbye © ÖBf/Roast Media

„Seit 14 Jahren bringen die Bundesforste gemeinsam mit Braumeister Axel Kiesbye das Waldbier heraus – jedes Jahr erhält das Kreativbier einen anderen, unverwechselbaren Naturgeschmack. Die heurige Edition wird mit Linden und Alpen-Johannisbeeren, zwei für den Schluchtwald typischen Gewächsen, veredelt“, freut sich Andreas Gruber, Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz der Österreichischen Bundesforste (ÖBf).

Die Lindenblüten wurden Ende Juni im Steyrtaler Schluchtwald im ÖBf-Revier Sattl von Revierleiter Jürgen Webersberger und seinem Team sowie Braumeister Axel Kiesbye von Hand gepflückt – die Ernte der reifen, roten Früchte der Alpen-Johannisbeeren folgte im Juli und August. Direkt nach der Ernte wurden die Lindenblüten von Kiesbye zu rund 75 l Sirup verarbeitet und in Holzfässern kühl eingelagert. Der Sirup wurde in den kommenden Wochen dem Bier während der geschmacklichen Reifung zugegeben.

Harmonische Balance zwischen Bitterkeit und Süße

Laut dem Braumeister ist das Waldbier „Steyrtaler Schluchtwald“ geschmacklich von einer malzig-fruchtigen Süße geprägt, die durch die feinen Bitterstoffe des Hopfens und der Alpen-Johannisbeeren ausbalanciert wird.

„Die kräuterartigen und fruchtig-süßen Noten der Lindenblüten harmonieren gut mit den Bieraromen. Zusätzlich liefert die Alpen-Johannisbeere säuerlich-bittere Früchte zur geschmacklichen Abrundung. Die Balance aus süßlichen Malz- und Lindenblütenaromen sowie Bitterstoffen aus Hopfen und Alpen-Johannisbeeren wird das Waldbier 2024 zu einer intensiven, aber auch sehr harmonischen Bierspezialität machen“, zeigt sich Kiesbye begeistert.

Artenreicher Schluchtwald

Der Schluchtwald, ein seltenes und besonderes Ökosystem, zeichnet sich durch seine steilen Hänge und seinen lockeren, geröllartigen Oberboden aus. Schlucht- und Hangmischwälder sind besonders strukturreich. Sie bevorzugen ein kühl-feuchtes Klima und erfüllen eine wichtige Schutzfunktion zur Sicherung rutschender Hänge. Typische Baumarten sind Ahorn, Esche, Linde und Ulme. Die Bestände haben meistens ein lichtes Kronendach, unter dem sich eine üppige und artenreiche Strauch- und Krautschicht – mit beispielsweise Hasel, Hartriegel und Alpen-Johannisbeeren – entwickeln kann.

Vielseitige Lindenblüten

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Die Lindenblüten wurden Ende Juni im Steyrtaler Schluchtwald im ÖBf-Revier Sattl geerntet © ÖBf/Roast Media

Die Linde gehört zu den Malvengewächsen und fällt besonders durch ihre duftenden Blüten, die im späten Frühling und frühen Sommer blühen, auf. Die kleinen, gelblich-weißen Blüten sind aber nicht nur schön anzusehen, sondern haben auch vielseitige Verwendungen. Mit ihrem intensiven Duft locken sie zahlreiche Insekten an und bieten vor allem Bienen eine wichtige Nahrungsquelle.

Als Heilmittel war die Lindenblüte schon im Mittelalter bekannt. Ihr werden unter anderem beruhigende und fiebersenkende Eigenschaften zugeschrieben. Kulinarisch werden Lindenblüten gerne für die Zubereitung von Tees und Sirups genutzt, die vor allem durch ihren milden, süßen Geschmack bestechen.

Robuste Alpen-Johannisbeeren

Die zur Familie der Stachelbeergewächse zählende Alpen-Johannisbeere ist bis in Höhenlagen von etwa 1600 m vertreten. Sie gedeiht am besten auf halbschattigen Plätzen mit nährstoffreichem Boden und bevorzugt lichte Laubwälder, wie beispielsweise Schluchtwälder. Sie erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 2 m und bietet Vögeln, Insekten und Wildtieren eine gute Nahrungsquelle. Von April bis Mai trägt die Alpen-Johannisbeere ihre grüngelben, unscheinbaren Blütentrauben, aus denen im Sommer die roten Johannisbeeren reifen.

Waldbier-Edition 2024

Wie seine Vorgänger wird die Waldbier-Edition „Steyrtaler Schluchtwald“ in limitierter Auflage hergestellt und ist ab Oktober erhältlich. Das Jahrgangsbier wird in Gourmet-Flaschen zu 0,75 l und 0,33 l abgefüllt. Aufgrund seines hohen Alkoholgehalts verfügt das Waldbier über eine ausgezeichnete Lagerfähigkeit und kann als Jahrgangsbier nachhaltig gesammelt und mehrere Jahre gelagert werden. Bisherige Waldbier-Jahrgänge sind nahezu ausverkauft und nur mehr vereinzelt beziehungsweise als Sammlerobjekte erhältlich, informieren die ÖBf. Am 4. September fand die offizielle Erstverkostung der Waldbier-Edition 2024 statt.

Anlässlich des „Internationalen Jahres des Waldes“ brachten die Österreichischen Bundesforste 2011 das erste Waldbier heraus. Während in den ersten fünf Jahren Nadelbäume die Zutaten aus der Natur lieferten, lag der Schwerpunkt danach auf Waldsträuchern und Wildobst. 2021 startete ein neuer Zyklus, bei dem der Fokus auf Herkunft und Waldlebensräume gerichtet ist.