„Aktuell ist ungefähr die gleiche Menge Kohlenstoff in der lebenden Biomasse im Wald gespeichert wie vor zehn Jahren. Bis 2017 hat die gespeicherte Kohlenstoffmenge um 52 Mio. t zugenommen. Danach hat die lebende Biomasse allerdings 42 Mio. t Kohlenstoff in Totholz und Holzprodukte abgegeben“, erläutert Dr. Thomas Riedel, Leiter der BWI am Thünen-Institut für Waldökosystem in Eberswalde, die Zahlen. Durch den massiven Verlust an lebender Biomasse ist der Wald seit 2017 von einer Kohlenstoff-Senke zu einer Kohlenstoff-Quelle geworden.
Die Waldfläche hat zugenommen. Derzeit gibt es 11,5 Mio. ha Wald in Deutschland. Das heißt, ein Drittel der Landfläche ist mit Wald bedeckt. Mischwälder haben ihren Flächenanteil um 3% auf 79% erhöht. Nadelwälder kommen häufig als Reinkulturen vor. Auf rund 3 Mio. ha Wald wächst bereits eine neue Generation an Bäumen heran. 91% davon sind auf Naturverjüngung zurückzuführen. Das sind 6 Prozentpunkte mehr als bei der BWI 2012. Die Baumarten Kiefer, Fichte, Buche und Eiche bestimmen das Antlitz von 71% der Wälder. Die Fichte hat im Vergleich zur BWI 2012 rund 460.000 ha an Fläche verloren. Sie findet sich noch auf 2,3 Mio. ha beziehungswiese 21% der Waldfläche. Mit 2,4 Mio. ha ist mittlerweile die Kiefer zur Baumart mit der größten Verbreitung geworden. Doch auch sie verliert im Klimawandel: –41.000 ha seit 2012. Bei den häufigen Laubholzarten Buche und Eiche sind die Flächenanteile um jeweils mehr als 1% gestiegen (Buche auf 16,6%, Eiche auf 11,5%).
Der Holzzuwachs betrug rund 9,4 m³ je Hektar und Jahr, insgesamt 101,5 Mio. m³ jährlich. Das entspricht einem Minus von 16% im Vergleich zur Bundeswaldinventur 2012. Insgesamt wurden allein im Jahr 2020 deutschlandweit 60,1 Mio. m³ Kalamitätsholz ungeplant geschlagen, der höchste Wert seit Beginn der Zeitreihe 1990. Der Anteil des Kalamitätsholzes am gesamten Holzeinschlag lag bei knapp 75%.
Der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband (DeSH) bekräftigt anlässlich der Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur (BWI IV) die Notwendigkeit, den aktiven Aufbau klimastabiler Wälder in den nächsten Jahren weiter voranzubringen. „Die Ergebnisse der Bundeswaldinventur sind für niemanden eine Überraschung, der in den vergangenen Jahren mit offenen Augen durch unsere Wälder gegangen ist“, sagte DeSH-Präsident Dr. Stephan Lang. Er ist davon überzeugt, dass der Aufbau klimastabiler Wälder der Zukunft nur mit einem aktiven Waldumbau und einer Bewirtschaftung erreichbar sein wird.