österreichische Waldinventur

Klimawandel hinterlässt Spuren in Österreichs Wald

Ein Artikel von Jakob Wassermann | 14.01.2025 - 08:00
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Seit dem Beginn der Waldinventur stieg Österreichs Waldfläche kontinuierlich an. Nun flachte die Entwicklung ab © BFW/Österreichische Waldinventur 2018/23

„Die Klimakapriolen der vergangenen Jahre fordern den österreichischen Wald heraus. Mit einem Waldanteil von 48% ist Österreich nach wie vor eines der waldreichsten Länder Europas. Der Wald trägt einerseits maßgeblich zum Klimaschutz und zur Energiewende bei, ist jedoch gleichzeitig auch Betroffener des Klimawandels“, betonte Dr. Peter Mayer, Leiter des Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), das sich für die Durchführung der Österreichischen Waldinventur (ÖWI) verantwortlich zeichnet, bei der Präsentation der Inventurdaten.

Die Waldfläche beträgt 4,02 Mio. ha, auf Ertragswälder entfallen davon 3,36 Mio. ha. „Seit dem Beginn der Waldinventur in den 1960er-Jahren stieg die Waldfläche von 3,69 Mio. ha auf derzeit 4,02 Mio. ha stetig an. Nun ist eine Abflachung des Zuwachses erkennbar“, erläuterte Mayer auf einer Pressekonferenz am 13. Januar.

Ein weiteres Resümee der Waldinventur ist der anhaltende Trend zu mehr Laubholzbeständen. Während Nadelreinbestände gegenüber der vergangenen Periode von 2016 bis 2021 um 8% sanken, stiegen Laubreinbestände um 11%. Eine ähnliche Veränderung sei Mayer zufolge auch bei Mischbeständen zu sehen, der betonte, dass ein bunter Wald für eine Streuung des Ausfallsrisikos weiterhin eine wichtige Zukunftsempfehlung bleibe. 

Den Dynamiken, die zu einer erzwungenen Nutzung führen, können wir durch Verjügung und Waldumbau gegensteuern und dem Wald eine Zukunft geben. Regional wird es dabei große Unterschiede geben.


Dr. Peter Mayer, Leiter BFW

Weniger Holzvorrat und höhere Entnahmequote

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Seit der Waldinventurperiode 2016 bis 2021 ist der Holzvorrat in Österreichs Wäldern leicht rückgängig © BFW/Österreichische Waldinventur 2018/23

Seit der ersten ÖWI von 1961 bis 1970 stieg der Holzvorrat von 780 Mio. Vfm auf 1180 Mio. Vfm in der Periode 2016 bis 2021 kontinuierlich an. Für die vergangenen Jahre zeigen sich nun erstmalig die Auswirkungen des Klimawandels auf den Holzvorrat im österreichischen Wald. Dieser liegt im Ertragswald aktuell bei 1174 Mio. Vfm und ging seit der Periode 2016 bis 2021 leicht zurück“, erläuterte Alexandra Freudenschuß, Leiterin der Waldinventur am BFW. Auch der jährliche Zuwachs verringerte sich klimabedingt von 29,2 Mio. Vfm auf 28,2 Mio. Vfm, da sich Trockenperioden und Extremwetterereignisse negativ auswirken.

Gleichzeitig stieg durch die vermehrt auftretenden Schadereignisse wie Borkenkäferkalamitäten oder Stürme das Verhältnis zwischen Nutzung und Zuwachs gegenüber der Vorperiode um acht Prozentpunkte auf 97% an. In Einzeljahren kam es regional katastrophenbedingt auch zu Nutzungsprozentsätzen von über 100%, wie Mayer betont. 

Deutlich gesteigert hat sich hingegen der Totholzvorrat im Ertragswald. Lag dieser in der Periode 2016 bis 2021 bei 9,7 Vfm/ha, zeigen die aktuellen Zahlen einen stehenden Totholzvorrat von 10,5 Vfm/ha. Damit setzte sich der seit den 1990er Jahren zu beobachtende Trend zu mehr Totholz in den österreichischen Wäldern fort.

Aktive Waldbewirtschaftung gefordert

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Durch die vermehrt auftretenden klimabedingten Schadereignisse wie Borkenkäfer und Stürme werden derzeit rund 97% des Zuwachses entnommen © BFW/Österreichische Waldinventur 2018/23

„Der Holzvorrat ist auf einem sehr hohen Niveau und die Waldbestände sind tendenziell überaltert, wodurch ein höheres Ausfallsrisiko besteht. Für den Wald der Zukunft braucht es Verjüngung“, erklärte Konrad Mylius, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich. Mylius zufolge brauche es von der nächsten Bundesregierung Anreize und Rahmenbedingungen für eine aktive Waldbewirtschaftung und den Ausbau einer holzbasierten Bioökonomie zu setzen. Dabei plädierte Mylius auf den Erhalt des Waldfonds, insbesondere der ersten beiden Maßnahmen, der Wiederaufforstung nach Schadereignissen sowie der Errichtung klimafitter Wälder.

Dem pflichtete auch FVHI-Obmann Herbert Jöbstl bei: „Wir müssen den Waldumbau fortsetzen und die Bäume zum richtigen Zeitpunkt ernten. Die Wälder sich selbst zu überlassen wäre kontraproduktiv.“ Wie Mylius forderte auch Jöbstl zuverlässige Rahmenbedingungen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten. Zudem brauche es eine Anreize für eine starke Bauwirtschaft. Eine Holzbau-Offensive stärke regionale Wertschöpfungsketten, die Konjunktur und tue etwas für den Klimaschutz, erklärte Jöbstl abschließend.