In sechs Kategorien wurden heute Staatspreise Wald von BM Norbert Totschnig persönlich an die von einer Jury zuvor gekürten Waldbewirtschafter oder forstliche Akteure bzw. Dienstleister überreicht. Wenige wussten, dass der Minister deshalb die Regierungsverhandlungen verlassen hatte, weil es ihm wichtig war, diesen Preisträgern persönlich seine Hochachtung auszudrücken. Denn der Staatspreis Wald ist ein Preis der Uneitlen, der Achtsamen, derjenigen, die mit der Erfahrung ihrer Vorväter zu Werke gehen, und dennoch offen für neue Erkenntnisse sind. Er ist kein "Award" am Roten Teppich.
1. Nachhaltige Waldbewirtschaftung
Ausgezeichnet werden Betriebe oder Projekte, die die vielfältigen Leistungen des Waldes durch eine bewusste, nachhaltige Bewirtschaftung sicherstellen. Neben ökonomischen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten werden insbesondere auch die Bereiche Bewusstseinsbildung und Zusammenarbeit betrachtet.
Der Staatspreis ging an Rainer Wolfgang Göschl aus der Steiermark für sein Projekt „Forstbetrieb Göschl – Am Puls der Zeit seit Generationen“. Die Waldflächen des Forstbetriebs Göschl, der drei Generationen umsfasst, verteilen sich auf verschiedene Gebiete mit unterschiedlichen Wuchsbedingungen und forstlichen Voraussetzungen. Jede Fläche wird daher einzeln und speziell bewirtschaftet, welches ein umfangreiches forstliches und waldbauliches Wissen voraussetzt. Das gewonnene Wissen wird durch die praktizierte Praktikantenausbildung weitergegeben. Zudem ermöglichen innovative Maßnahmen und ein effizientes Erschließungsnetz eine ökonomisch erfolgreiche, nachhaltige Waldnutzung.
2. Klimaangepasste Waldbewirtschaftung
Ausgezeichnet werden Betriebe oder Projekte, die die Wirkungen des Waldes durch eine klimaangepasste Bewirtschaftung langfristig sicherstellen. Neben der genetischen und strukturellen Vielfalt im Bestand werden Monitoring- und Vorsorgemaßnahmen in Bezug auf Störungsresistenz bewertet. Zudem fließen die Bereiche Wissensmanagement und Bewusstseinsbildung in die Bewertung ein.
Der Staatspreis ging an Günter Kleinszig aus Kärnten für sein Projekt „Wolschartwald - Klimafitter Wald zwischen ökologischer Notwendigkeit und ökonomischer Machbarkeit“. Nach dem starken Schneebruch 1995/96 wurde begonnen, die Baumartenwahl an die sich ändernden anzupassen. Wissenschaftlich fundierte Entscheidungen spielten bzw. spielen dabei eine wichtige Rolle. Die biologische Vielfalt wird durch Einbringung von Stieleichen und verschiedenen Laubbaumarten gefördert. Die Vitalität und Wasserversorgung der Bestände werden durch Stammzahlreduktionen und Feuchte-Monitoring verbessert. Der Betrieb Kleinszig erhält Totholz für "Spechtbäume" und hat 500 Nistkästen installiert, die regelmäßig gewartet werden. Eine enge Zusammenarbeit mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen wird forciert.
3. Schutzwaldmanagement
Ausgezeichnet werden Betriebe oder Projekte, die dazu beitragen, die vielfältigen Funktionen des Schutzwaldes zu sichern und nachhaltig zu verbessern. Die Einreichungen werden nach ihrer Originalität, Kreativität, ihrem Vorbildcharakter, ihrer Nachhaltigkeit, der Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse, ihrem Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel, ihrer Ökosystemdienstleistung sowie der Einbindung verschiedener Interessensgruppen, insbesondere der Waldeigentümer:innen und Schutzbegünstigten bewertet.
Der Staatspreis ging an die Agrargemeinschaft Göriacher Genossenschaftswald aus Salzburg für ihr Projekt „Zukunftsorientiertes Schutzwaldmanagement der Agrargemeinschaft Göriacher Genossenschaftswald“. In der Biosphärenparkgemeinde Göriach wird der Schutz des Siedlungsraums durch eine zukunftsorientierte Schutzwaldbewirtschaftung mit Fokus auf die Bedürfnisse der Bevölkerung vor Ort, Forstschutz im Steilgelände und einen klimafitten Wald für Generationen gewährleistet.
4. Wald-Wild-Management
Ausgezeichnet werden Betriebe oder Projekte, die die vielfältigen Leistungen des Waldes durch ein bewusstes, nachhaltiges jagdliches Management langfristig sicherstellen. Die Einreichungen werden nach ihrer Originalität, Kreativität, ihrem Vorbildcharakter, ihrer Nachhaltigkeit, der Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse und der Einbindung von Interessensgruppen bewertet.
Der Staatspreis ging an die Jagdgemeinschaft Sulzberg II aus Vorarlberg für ihr Projekt „Neuausrichtung der Genossenschaftsjagd Sulzberg ll“. Die Jagdgemeinschaft verbessert ihr Wald-Wild-Management durch eine detaillierte Problemanalyse und innovative Ansätze. Sie fördert einen gesunden Wildbestand, verbessert den Dialog zwischen Waldbesitzern und der Öffentlichkeit und etabliert nachhaltige Wildbewirtschaftung. Störungsarme Bejagung und angepasste Rehwildfütterung optimieren den Lebensraum, während präzises Monitoring wertvolle Einblicke bietet. Öffentlichkeitsarbeit, wie Flurreinigungen und Bildungsmaßnahmen, stärkt das Verständnis für Wild und Jagd. Die Jagdgemeinschaft kombiniert traditionelles Jagdbrauchtum, moderne Methoden und ökonomische Nachhaltigkeit.
5. Innovation
Ausgezeichnet werden Betriebe oder Projekte, die eine technologie-, verfahrens- oder produktorientierte, soziale, kulturelle oder pädagogische Innovation zum Thema Forst/Holz bieten.
Der Staatspreis ging an die palos GmbH der LIECO-Gruppe für ihr Projekt „Digitales Referenzwaldgebiet Sparbach zur Entwicklung und Evaluierung einer Plattform für digitales Forstmanagement“. Das „Digitale Referenzwaldgebiet Sparbach“ setzt durch seine innovative Kombination von Laserscanning, Drohnen-, Luft- und Satellitenbildern neue Maßstäbe in der Forstinventur. Die Plattform „palos“ ermöglicht präzise, kosteneffiziente und nachhaltige Forstplanung, unterstützt durch KI-gestützte Methoden. Sie bietet maßgeschneiderte Lösungen für Waldbesitzer und fördert sowohl ökologische Nachhaltigkeit als auch ökonomische Rentabilität. Das Projekt stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Österreich und zeigt, wie moderne Technologie die Forstwirtschaft revolutionieren kann
6. Jugend
Ausgezeichnet werden Projekte und Ideen, die von jungen Menschen (jünger als 20 Jahre) entwickelt bzw. umgesetzt werden. Dabei kann es sich um eigene Entwicklungen bzw. Innovationen oder auch besonders gelungene Abschlussarbeiten handeln. Zudem können kulturelle und soziale Projekte, Software, Apps, Videos, Blogs oder sonstige interaktive Arbeiten eingereicht werden.
Der Staatspreis ging an die Landjugend Krumbach (Niederösterreich) für das Projekt „Durchforstung des Gemeindewaldes für den guten Zweck“. Einmal im Jahr durchforsten die Mitglieder der Landjugend Krumbach den Wald der Gemeinde Krumbach. Aus dem geschlagenen Holz werden Hackschnitzel produziert und verkauft. Der Reinerlös wird für einen guten Zweck gespendet.